Tramadol - Anwendung, Wirkung, Nebenwirkungen | Gelbe Liste (2024)

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Tramadol ist ein zentral wirkendes, synthetisches Opioid-Analgetikum, das zur Behandlung von mäßigen bis starken Schmerzen sowohl akuter als auch chronischer Natur eingesetzt wird. Tramadol zeichnet sich durch ein einzigartiges Wirkprofil aus, das eine breite Anwendung in der Schmerztherapie ermöglicht.

ATC Code

  • N02AX02 - Tramadol

Tramadol - Anwendung, Wirkung, Nebenwirkungen | Gelbe Liste (7)

Anwendung

Tramadol ist zugelassen zur Behandlung mäßig starker bis starker Schmerzen. Der Wirkstoff sollte nie länger als unbedingt notwendig zur Schmerzbehandlung angewendet werden.

Anwendungsart

Tramadol ist als Filmtablette, Hartkapsel, Retardtablette, Retardkapsel, Lösung zum Einnehmen, Injektionslösung, Brausetablette, Zäpfchen, Tropfen zum Einnahmen und Ampullen auf dem deutschen Markt verfügbar. Der Wirkstoff kann oral, intravenös, intramuskulär oder subkutan appliziert werden.

Wirkmechanismus

Tramadol ist ein analgetisch wirksames Opioidanalgetikum, das seine schmerzlindernde Wirkung durch einen dualen Mechanismus entfaltet. Einerseits bindet Tramadol als schwacher Agonist an die µ-Opioidrezeptoren im Zentralnervensystem (ZNS), was zu einer Modulation der Schmerzübertragung führt. Diese Bindung führt zur Aktivierung des absteigenden schmerzhemmenden Systems, wodurch die Weiterleitung von Schmerzsignalen im Rückenmark gehemmt wird.

Andererseits inhibiert Tramadol die neuronale Wiederaufnahme von Serotonin und Noradrenalin im ZNS. Durch die Hemmung dieser Wiederaufnahme erhöht Tramadol die Konzentration dieser Neurotransmitter im synaptischen Spalt, was die schmerzhemmende Wirkung durch Verstärkung der serotonergen und noradrenergen Bahnen verstärkt. Diese Kombination aus Opioidrezeptoraktivität und Wiederaufnahmehemmung trägt zu einem synergistischen Effekt bei der Schmerzreduktion bei.

Tramadol wird in der Leber metabolisiert, wobei einer seiner Hauptmetaboliten, O-Desmethyltramadol, eine deutlich höhere Affinität zu µ-Opioidrezeptoren aufweist und somit wesentlich zur analgetischen Wirkung des Medikaments beiträgt. Dieser Metabolit ist auch ein stärkerer Inhibitor der Noradrenalin-Wiederaufnahme, was die Effektivität von Tramadol in der Schmerzbehandlung weiter erhöht.

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Pharmakokinetik

Tramadol wird nach oraler Einnahme zu über 90 Prozent resorbiert und hat eine absolute Bioverfügbarkeit von ca. 70 Prozent unabhängig von gleichzeitiger Nahrungsaufnahme. Der Wirkstoff unterliegt einem nur geringen First-Pass-Metabolismus und wird zu etwa 20 Prozent an Serumproteine gebunden. Tramadol überwindet die Blut-Hirn-Schranke sowie die Plazenta und geht außerdem in die Muttermilch über. Die Eliminationshalbwertszeit beträgt unabhängig von der Applikation etwa 6 Stunden.

Die Metabolisierung von Tramadol verläuft über N- und O-Demethylierung sowie über Konjugation der O-Demethylierungsprodukte mit Glucuronsäure. Das O-Demethyltramadol ist hierbei ein pharmakologisch aktiver Metabolit, der die Wirkstärke der Muttersubstanz um den Faktor 2-4 übersteigt.

Eine Hemmung vonCYP3A4und/oderCYP2D6kann die Plasmakonzentration von Tramadol und seines aktiven Metaboliten beeinflussen.

Tramadol wird vorwiegend renal eliminiert, deshalb muss bei Störungen der Leber- und Nierenfunktion mit einer geringen Verlängerung der Halbwertszeiten gerechnet werden.

Dosierung

Arzneimittel mit dem Wirkstoff Tramadol unterliegen der Verschreibungspflicht. Die Dosierung von Tramadol richtet sich nach der Stärke der Schmerzen und der individuellen Empfindlichkeit des Patienten.

Bei Erwachsenen und Jugendlichen über 12 Jahren beträgt die übliche Einzeldosis 50 - 100 mg 3- bis 4-mal täglich, alle 4 – 6 Stunden (Ausnahme Retardpräparate!).

Nebenwirkungen

Die am häufigsten berichteten Nebenwirkungen (≥10 Prozent der Patienten) sind Übelkeit und Schwindel.

Häufig (≥ 1/100, <1/10) kann es auch zu folgenden Nebenwirkungen kommen:

  • Kopfschmerzen
  • Schläfrigkeit
  • Erbrechen
  • Obstipation
  • Mundtrockenheit
  • Schwitzen
  • Erschöpfung

Wechselwirkungen

Es bestehen unter der Einnahme von Tramadol folgende Wechselwirkungen:

  • Tramadol darf nicht gleichzeitig mit MAO-Hemmern angewendet werden.
  • Gleichzeitige Anwendung zentral dämpfender Substanzen.
  • Gleichzeitige Gabe von Carbamazepin (Enzyminduktor): Reduktion der Serumkonzentration von Tramadol.
  • Kombination von gemischten Agonisten/Antagonisten (z.B. Buprenorphin, Nalbuphin, Pentazocin): analgetische Wirkung eines reinen Agonisten kann abgeschwächt werden.
  • Cumarin-Derivate (z.B. Warfarin): erhöhte INR-Werte und Ekchymosen möglich.
  • Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SSRIs), Serotonin-Noradrenalin-Wiederaufnahmehemmer (SNRIs), trizyklische Antidepressiva, Neuroleptika und andere, die Krampfschwelle herabsetzende Arzneimittel (wie Bupropion, Mirtazapin und Tetrahydrocannabinol): Krampfanfälle können ausgelöst werden.
  • Serotoninerge Arzneimittel, MAO-Hemmer, trizyklische Antidepressiva, Mirtazapin: Gefahr eines Serotoninsyndroms.
  • CYP3A4-Inhibitoren (z.B. Ketoconazol, Erythromycin): Metabolismus von Tramadol kann gehemmt werden: Klinische Bedeutung dieser Interaktion jedoch nicht bekannt.
  • 5-HT3-Antagonisten (Ondansetron): steigerte in klinischen Studien den Tramadolbedarf bei postoperativen Schmerzen.
  • Sedativa: Risiko von Sedierung, Atemdepression, Koma und Tod aufgrund einer additiven ZNS-dämpfenden Wirkung wird erhöht.

Kontraindikation

  • Bekannte Überempfindlichkeit gegen Tramadol
  • Akute Vergiftungen mit Alkohol, Schlafmitteln, Analgetika, Opioiden und Psychopharmaka
  • Gleichzeitige oder bis zu 14 Tage zurückliegende Anwendung von MAO-Hemmern
  • Epilepsie
  • Drogensubstitution

Schwangerschaft

Besteht innerhalb der Schwangerschaft eine Notwendigkeit zur Anwendung von Tramadol, so ist diese auf die Gabe von Einzeldosen zu beschränken. Eine chronische Anwendung ist zu vermeiden, da Tramadol die Plazenta passiert und nach der Geburt Entzugserscheinungen beim Neugeborenen möglich sind.

Stillzeit

Tramadol sollte während der Stillzeit nicht angewendet werden. Nach einer einmaligen Gabe von Tramadol ist es jedoch im Allgemeinen nicht notwendig das Stillen zu unterbrechen. Zunächst soll allerdings eine kurzfristige Behandlung mit Paracetamol und/oder Ibuprofen versucht werden.

Verkehrstüchtigkeit

Da eine Anwendung von Tramadol zu Schläfrigkeit und Schwindel führen kann, ist unter diesen Umständen die Fähigkeit zur aktiven Teilnahme am Straßenverkehr oder zum Bedienen von Maschinen beeinträchtigt. In diesem Fall sollten Patienten kein Fahrzeug führen und keine Maschinen bedienen.

Hinweise

Die Anwendung von Tramadol erfordert eine sorgfältige Nutzen-Risiko-Abwägung und besondere Vorsichtsmaßnahmen, insbesondere in folgenden Situationen:

  • Opioidabhängigkeit: Vorsichtige Anwendung nach strenger Abwägung.
  • Bewusstseinsstörungen und Schock: Anwendung nur unter besonderen Vorsichtsmaßnahmen.
  • Atemfunktionsstörungen: Bei Störungen des Atemzentrums und der Atemfunktion ist Vorsicht geboten.
  • Erhöhter Hirndruck: Vorsicht bei Kopfverletzungen oder Gehirnerkrankungen.
  • Eingeschränkte Leber- oder Nierenfunktion: Anwendung mit besonderer Vorsicht.
  • Atemdepression: Besondere Vorsicht bei Patienten mit Atemdepression oder bei gleichzeitiger Anwendung von ZNS-dämpfenden Arzneimitteln.
  • Krampfanfälle: Risiko bei Dosierungen über der empfohlenen Tagesdosis (400 mg) oder bei gleichzeitiger Gabe krampfschwellensenkender Arzneimittel.
  • Toleranz und Abhängigkeit: Risiko insbesondere nach langfristiger Anwendung; kurze Behandlungsdauer unter strenger ärztlicher Kontrolle empfohlen.
  • Entzugssymptome: Dosis allmählich ausschleichen, um Entzugssymptomen vorzubeugen.
  • Sedierende Arzneimittel: Gleichzeitige Anwendung mit Benzodiazepinen oder verwandten Arzneimitteln nur bei unvermeidbaren Bedarf und unter engmaschiger Überwachung.
  • CYP2D6-Metabolismus: Vorsicht bei Patienten mit Mangel oder Überaktivität dieses Enzyms.
  • Schlafbezogene Atmungsstörungen: Vorsicht bei Patienten mit zentraler Schlafapnoe oder schlafbezogener Hypoxämie.
  • Nebenniereninsuffizienz: Möglichkeit einer reversiblen Nebenniereninsuffizienz, die Überwachung und Behandlung erfordert.
  • Serotoninsyndrom: Risiko bei gleichzeitiger Anwendung mit anderen serotonergen Arzneimitteln; bei Symptomen Behandlung überdenken.
  • Postoperative Anwendung bei Kindern: Extreme Vorsicht bei postoperativer Anwendung nach Tonsillektomie/Adenoidektomie bei Kindern mit obstruktiver Schlafapnoe.
  • Kinder mit eingeschränkter Atemfunktion: Nicht empfohlen bei Kindern mit potenziell eingeschränkter Atemfunktion.

Alternativen

Siehe Analgetika

Wirkstoff-Informationen

Molare Masse:

263.38 g·mol-1

Mittlere Halbwertszeit:

ca. 6.0 H

Q0-Wert:

0.6

Kindstoff(e):

Tramadol hydrochlorid

Autor:

Dr. Isabelle Viktoria Maucher

Stand:

16.02.2024

Quelle:

  1. Embryotox, Tramadol
  2. Fachinformation, Tramadol ratiopharm, Tramadol stada

Abbildung:

Anika Mifka adapted from Mutschler Arzneimittelwirkungen, 11. Auflage (S. 273); Marcianò et al. (2023): The Pharmacological Treatment of Chronic Pain: From Guidelines to Daily Clinical Practice. Pharmaceutics, DOI: https://doi.org/10.3390/pharmaceutics15041165; https://www.swisseduc.ch/chemie/molekularium/proteine_op/mu_opioid/b/index.html

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    Author: Roderick King

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